Von Gebirgsbächen und Aueroxen

Von Gebirgsbächen und Aueroxen

Vom Altmarkt ist es eine Viertelstunde bis zum nördlichen Stadtrand. Hier erstreckt sich ein Naturparadies, das selbst europaweit einzigartig sein dürfte. Auf 400 Hektar hat sich die Landschaft in einem der international aufwändigsten Renaturierungsprojekte in einen Biotop mit Teichen, Aueroxenreservat und einer idyllischen Auenlandschaft verwandelt. Auf der Fahrt dorthin gibt uns Jan Eickhoff einen Einblick in sein Leben. Der Designer mit „halbfranzösischer“ Heimat stammt eigentlich aus dem Saarland, studierte in Dessau und kam vor rund zehn Jahren der Liebe wegen in die Lausitz. Anne Hasselbach gestaltete damals gerade ein Museum neu. Er half, fand nicht die passenden Leuchten und begann so selbst, nach Lösungen zu suchen. Heute zählt seine Manufaktur „corporate friends“ 13 Mitarbeiter und ist auf Vitrinenleuchten für Museen spezialisiert. Eine reduzierte Formensprache trifft dabei auf nachhaltiges Design und anspruchsvolle Technologien – und hat ihn in der Nische zum Marktführer in Deutschland und zum international gefragten Ausstatter wachsen lassen. Drei der weltweit zehn bedeutendsten Museumsprojekte unserer Zeit tragen seine lichte Handschrift, von Katar über London bis zum neuen Humboldt-Forum in Berlin.

Bei uns ist nun aber erst einmal Handarbeit der weniger filigranen Sorte gefragt, Gabi Grube hat sich als Überraschung eine besondere Paddeltour einfallen lassen. Die Tagestour auf der Spree, von Cottbus bis in den Spreewald, ist noch immer ein echter Insidertipp. Dabei ist es die schönste Tour für aktive Menschen, wie man selbst im gesamten Spreewald keine vergleichbare findet. Im verschlafenen Ortsteil Maiberg wartet Bernd Lehmann vom Bootshaus am Leineweber schon auf uns. Da es in Cottbus keinen Bootsverleih gibt, hat er zusammen mit Gabi Grube die Idee geboren, seine Boote für die besondere Tour auf Wunsch nach Cottbus zu liefern. Wer dann in den Spreewald paddelt, hat mit dem Leineweber gleich das erste Bootshaus im Spreewaldkurort Burg als Ziel, rund sechs Stunden dauert die Natur-Tour. Unser Kamenzer Pärchen ist überrascht und begeistert zugleich. In der renaturierten Auenlandschaft mutet die Spree teils wie ein Gebirgsfluss an, es geht über Stromschnellen, Solschwellen und durch Kanugassen. Scheinbar unberührte Natur wechselt sich mit der ein oder anderen Prise Abenteuer ab. Die stets leichte Strömung treibt sie vorbei an urigen Ufern und Inseln inmitten der Spree, immer wieder versehen mit einer sportlichen Note. Zum Glück sind die zwei viel aktiv unterwegs und meistern selbst schnelle Strömungen problemlos. Auf einem ruhigen Abschnitt breitet direkt vor uns ein Graureiher seine Flügel aus – mit etwas Glück sind am Ufer manchmal auch Wasserbüffel oder Tarpane, nachgezüchtete Ur-Pferde, zu sehen. In einer guten halben Stunde sind die dreieinhalb Kilometer durch die Spreeaue absolviert, die Gabi als kleinen Ausschnitt dieser einzigartigen Paddeltour ausgewählt hat. Eigentlich wollten wir danach noch einen Abstecher in die Spreeaue machen, wo man früh am Morgen die dort fast in völliger Freiheit lebenden Aueroxen beobachten kann. Aber inzwischen hat sich eine strahlende Sonne ihre Bahn gebrochen, es ist heiß und die Aueroxen haben sich längst in den Schatten zurückgezogen. Wer das Naturschauspiel am Cottbuser Stadtrand sehen möchte, der sollte sich früh auf den Parkplatz in der nördlichen renaturierten Spreeaue begeben. Hier kann man auch eine 3,50 Meter hohe, imposante Skulptur bewundern. Sie zeigt den Teufel höchstpersönlich samt Ochsengespann beim Pflügen der Lausitz – und geht auf eine alte, slawische Sage zurück. Nach dieser sollte Luzifer, nachdem Gott die Arbeit verteilt hatte, die Urbarmachung der Lausitz übernehmen. Als die Ochsen sich verweigerten, ging der Teufel nach Hause. Die widerspenstigen Ochsen pflügten recht launisch und kreuz die quer allein weiter, wodurch der Spreewald mit seinen vielen Fließen entstand. Da man dem Teufel auch nachsagt, er hätte die Kohle unter die schöne Lausitzer Landschaft gepackt, passt das Bild vom Landschaftswandel bestens zur folgenden Perle unserer Cottbusreise, die ihre Schönheit erst auf den zweiten Blick entfaltet.

Bootshaus am Leineweber
Inhaber Herr Bernd Lehmann
Hauptstraße 1, 03096 Burg (Spreewald)
Telefon 035603 60096
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www.spreewald-paddeln.de 

Paddeltour von Cottbus in den Spreewald
Strecke ca. 27 km, Dauer ca. 6 Stunden
Bereich „Cottbus entdecken“, Tourentipps:
www.cottbus-tourismus.de 

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