Ein Heilbrunnen für die Baderei

Ein Heilbrunnen für die Baderei

Es ist Kaffeezeit, als wir am Ausgangsort unserer Reise eintreffen. Der Cottbuser Altmarkt ist im Vergleich zum frühen Morgen kaum wiederzuerkennen. Jan Eickhoff ist richtiggehend verblüfft. Über 500 Freisitze breiten sich vor den vielen Gastronomien aus und der gesamte Markt hat sich in ein buntes Menschenmeer verwandelt. Das hat französischen Charme, das sieht nach Lebensfreude aus, meint der Kamenzer. Direkt am Altmarkt liegt unser nächstes Ziel, das den Trubel vor der Tür lässt und schon beim Betreten eine heilende Wirkung entfaltet. Es ist Brandenburgs einziges Apothekenmuseum, das uns auf ungeahnte Weise gleich mehrfach überrascht. Hier empfängt uns Annette Schiffner, die 1978 ihre Lehre in der Löwen-Apotheke begann, die einst im Vorderhaus des Apothekenmuseum beheimatet war. Zur Wende machten die Apotheker in gemeinsamer Anstrengung ein Museum daraus, dass nebst Museum zu den Öffnungszeiten auch einen einzigartigen Kräuterverkauf betreibt. Gleich zur Begrüßung erhalten wir eine Erfrischung samt einer Geschichte gereicht. Zu Pücklers Zeit war auch in diesem Haus ein Erfrischungswasser der Renner: Eau de Cologne, Kölnisch Wasser. Aber nicht das allseits bekannte 4711, von dem Anne Hasselbach meint, es würde sie immer an ihre Oma erinnern, sondern die frische Komposition des Parfümeurs Johann Maria Farina. Sämtliche Adligen und Königshäuser nutzten Farinas Wasser einst, als man sich wenig wusch und dennoch nicht übel riechen wollte. Goethe, Beethoven, Pückler, sie alle liebten Farina. Wir sind überrascht vom angenehmen und frischen Duft das Wassers, das heute noch immer nach der Originalrezeptur mit Ölen von Zitrone, Orange, Bergamotte, Mandarine, Limette, Zeder und Pampelmuse sowie Kräutern hergestellt wird. Es ist eines der beliebtesten Mitbringsel von Besuchen im Apothekenmuseum. Die Führung durch das fast 500-jährige Haus bleibt genauso erfrischend. An das Vorderhaus schließt sich ein Fachwerkhaus mit Apotheken verschiedener Zeitalter und wechselnden Sonderausstellungen an, dann ein Hof mit allerlei Kräutern und schließlich ein weiteres Museumsgebäude mit Einblicken in historische Arbeitsräume, vom Galenischen Labor bis zur Giftkammer. Im Hof zeigen Anne und Jan gleich reges Interesse an einem alten Brunnen. Es ist der älteste offene Brunnen in Cottbus, wie wir erfahren. Vor einigen Jahren wurde er für das damalige Bergbauunternehmen Vattenfall zum offiziellen Messpunkt und konnte in diesem Zusammenhang per Unterwasserkamera erkundet werden. Im Brunneninneren wächst die Hirschzunge, eine Pflanze, die das Dunkle mag und gleichzeitig Indikator für gute Wasserqualität ist. Annette Schiffner ist ein wandelndes Buch der Pflanzen und Heilkräuter. Die beiden Kamenzer erzählen von einem alten Brunnen, den sie gerade vor ein paar Tagen unter einer Abdeckung im Hof der alten Baderei entdeckt haben. Mit seinen Backsteinen dürfte er sogar deutlich älter als das Cottbuser Exemplar sein, erfahren wir. Auf die nächste Frage macht sich unsere Museumsführerin die Antwort nicht so leicht. Die Kamenzer wollen wissen, wie sie die 500-jährige Eibe für ihre künftige Baderei nutzen können – schließlich muss sich der einstige Bader ja etwas dabei gedacht haben, sie dort anzupflanzen. Sofort entspannt sich ein Gespräch über die einstige Kunst das Baders, die bis hin zur Chirurgie und allerlei Heilmethoden reichte. Die drei tauschen Kontakte aus und Annette Schiffner verspricht, dem Potenzial der Eibe auf den Grund zu gehen. Beim Abschied im Vorderhaus gibt es einen eigens fürs Apothekenmuseum aus besonderen Kräutern zusammengestellten Schnaps. Die Kamenzer Bader in spe haben aber noch unendlich viele Fragen. So stoßen sie auch auf den Kräutertee, den das Apothekenmuseum hier verkauft. Den kann man sich individuell selbst zusammenstellen oder je nach gewünschtem Geschmack bzw. heilender Wirkung zusammenstellen lassen. Mit Griechischem Bergtee gibt es einen besonderen Kräutertee auch fertig abgepackt, der seine Heilwirkung von der einfachen Erkältung bis zu Alzheimer sogar in wissenschaftlichen Studien erwiesen haben soll. Das gesamte Team der Apotheke nimmt ihn und ist, da ist sich Annette Schiffner sicher, in den letzten zehn Jahren nie ernsthaft an den üblichen Volkswehwehchen erkrankt. Mit Farina Duftwasser, griechischem Bergtee und einer kleinen Kräuterauswahl im Gepäck geht es nun zu einer genussvollen Überraschung, die quasi nebenan liegt.

Brandenburgisches Apothekenmuseum
Nur mit Führungen zu besichtigen:
Di.-Fr. 11 und 14 Uhr, Sa. & So. 14 und 15 Uhr
Termine nach Vereinbarung
Kräuterverkauf Di.-Fr. 10-17 Uhr
Altmarkt 24, 03046 Cottbus
Telefon 0355 23997
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www.brandenburgisches-apothekenmuseum.de 

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