Von Nigeria für mehr Lusatia in der Lausitz

Von Nigeria für mehr Lusatia in der Lausitz

Wie Aderonke Ojumu früh in die DNA gelegt wurde, anderen Chancen zu eröffnen, sie mit ein bisschen Hilfe Gottes mehr Gefallen an Cottbus als an Nizza fand und hier ihr Geschäftsmodell startet, das der Lausitz nun eine Brücke zur Internationalität und nach Afrika schlägt.

Es war wohl die Hand Gottes, die Aderonke Ojumu in die Pücklerstadt und im doppelten Sinne zur Liebe ihres Lebens führte. Heute ist hier das Zuhause ihrer kleinen, jungen Familie und zudem ihres noch jüngeren Start-ups, das der Region im bevorstehenden Wandel Wege zu mehr Internationalität in Fachkräften und Unternehmenskultur ebnen könnte.
Aufgewachsen ist Aderonke in Westafrika, im nigerianischen Ibadan. Die Metropole war einst die größte Stadt des Landes, hier steht das erste Hochhaus Afrikas. Sie beherbergt rund dreieinhalb Millionen Menschen. An der Privatschule ihrer Eltern erhielt sie eine exzellente Ausbildung und schloss an der örtlichen Universität ein Studium in Banken- und Finanzwirtschaft an. 2015 zog sie die Sehnsucht – wie so viele junge Menschen des Kontinents – nach Europa. Sie entschied sich für weiterführende Studien an der namhaften EDHEC Business School in Nizza. In nur drei Jahren erlangte sie hier zwei Masterabschlüsse in Finanzmanagement und Konzernfinanzen. Eine breite afrikanische Community, das Großstatdflair und die Nähe zu Afrika versprachen optimale Voraussetzungen für den Sprung ihrer Geschäftsidee übers Mittelmeer. Wer hätte auch gedacht, dass ausgerechnet die multikulturellen Franzosen noch bürokratischer sind als die ordnungsliebenden Preußen.
Dass sie heute um diese Erfahrung reicher ist, haben wir tatsächlich der Hand Gottes zu verdanken. Es war eine Veranstaltung der Redeemed Christian Church of God des nigerianischen Predigers Pastor E.A. Adeboye, die jährlich wechselnd in verschiedenen europäischen Metropolen stattfindet und sie 2018 nach Berlin brachte. Im Bus lernte sie einen sympathischen Nigerianer kennen, sie verirrrten sich in Berlin, fanden doch noch zum sogenannten „Festival of Life“ und schließlich zur großen Liebe. Er studierte an der Cottbuser Universität – und da sie den bürokratischen Hürdenlauf in Nizza satt hatte, folgte sie ihm nach der Heirat in die Pücklerstadt. Sie wurde glückliche Mutter – und Geschäftsfrau. Schon vor der Heirat, beim Heimatbesuch in Nigeria, waren es wohl die familiären Gene, die ihren Weg ins Geschäftsleben vorgaben. So gründete sie im Jahr 2019 dort ein erstes Unternehmen mit dem Ziel, junge Menschen und Schulabsolventen zu ihrer wahren Bestimmung und den richtigen Zukunftsperspektiven zu führen. Seitdem entdeckt und fördert sie mit jährlichen Konferenzen und Coachings, die bis hin zu Musik und Kunst reichen, in Nigeria junge Talente. Die „Homebase“ managt sie inzwischen von Cottbus aus. Das dortige Team zählt drei Köpfe, für Trainingseinheiten mit Teenagern wird es verdoppelt. Für ihre neue Wahlheimat in Cottbus hat sie die Geschäftsidee noch einmal erweitert. Ihre hiesige Coachingfirma soll nun nicht nur Schulabsolventen zur Bestimmung führen, sondern auch Unternehmen, Institutionen und Berufseinsteiger. Ihre Ideen zu mehr Internationalität in der Lausitzer Unternehmenskultur, einer „working language English“ und einer vom Team gelebten Identität mit mehr Multikulti kommen mit Blick auf die erforderliche Fachkräftezuwanderung und den Strukturwandel in der Lausitz zur richtigen Zeit an den richtigen Ort. Ein einfaches Match sollte aber auch das nicht werden.
Mit afrikanischen Wurzeln in Deutschland ein Business zu gründen, ist alles andere als trivial. Ihr erster Weg führte sie zu einer Berliner Gründungsberatung, mit der ihr Mann bereits gute Erfahrungen gesammelt hatte. Mangels Kapazitäten verwiesen jene an das Cottbuser Gründungsökosystem Startup Lausitz – gut, das Netzwerke auch über Ländergrenzen hinweg funktionieren. Hier erwischte sie im zweiten Versuch den richtigen Coach, der sie binnen drei Monaten zur Anmeldung ihrer Firma brachte. Im Frühjahr hielt sie das offizielle Dokument in der Hand. Im Sommer wurden auch alle weiteren Formalien erledigt. Manchmal sind wir gar nicht so schlecht, wie wir oft denken.
Heute ist ihre „Becoming YOU Academy“ sowohl in Ibadan als auch in Cottbus registriert und schlägt eine familiäre Brücke vom Ort ihrer Kindheit in ihre europäische Wahlheimat. Für die Lausitz eröffnet das junge Unternehmen interessante Möglichkeiten. Mit Aderonke können Unternehmen in der Lausitz daran arbeiten, ihre Visionen auf ihr Team zu übertragen und die Produktivität in einer multikulturellen Unternehmenskultur zu verbessern. Schulungen, Beratung, Seminare, verschiedene Coaching-Programme oder Konferenzen heben Potenziale von Mitarbeitenden mit weltoffener Denke. Noch in diesem Jahr will sie ihre erste Konferenz in Cottbus veranstalten. Der direkte Draht zur elterlichen Privatschule in einer der vielen Boomregionen Afrikas könnte der Lausitz auch mit talentierten Köpfen aus der Ferne weiterhelfen. Dass die sich hier wohlfühlen, davon ist Aderonke überzeugt. Ihre Familie ist Teil einer großen afrikanischen Community in der Pücklerstadt.
Fürst Pückler kultivierte schon vor 150 Jahren den Orient in der Lausitz. Ein cosmopolitisches Erbe, an das wir anknüpfen können. Becoming YOU – auch Cottbus und die Lausitz könnten mehr Potenzial für Weltoffenheit entdecken und entfalten.

www.becomingyouacademy.org

Foto: Aderonke Ojumu führt mit ihrer Becoming You Academy junge Menschen und auch Lausitzer Unternehmen zu neuer Bestimmung. Fotograf: Johannes Zantow

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