Von Millionen Gründen, ein Kaffeehaus zu errichten!

Von Millionen Gründen, ein Kaffeehaus zu errichten!

Wie Gustav Lebhart aus einem beschaulichen Provinzstädtchen aufbrach, im Wiener Schloss residierte und in Prag die Liebe fand, die ihn samt smartem Millionengewinn in die Pücklerstadt führte.

Im verschlafenen Niederösterreich aufgewachsen, galt Gustav Lebhart von klein auf als der Exot und Pionier seiner Familie. Als einzigen der vier Brüder zog es ihn in die Wissenschaft und die weite Welt, bevor er in der ebenso beschaulichen Pücklerstadt die Heimat für seine eigene Familie fand. Zum sprichwörtlichen Wiener Charme gesellten sich hier alsbald etliche Millionen Euro. Eine smarte Liebesgeschichte.

Schon zum Abitur suchte Gustav Lebhart den Wettbewerb, es musste das Gymnasium an der Theresianischen Militärakademie in der Wiener Neustadt samt harter Bewerberauslese sein. Mit einem wohl einzigartigen Mix lernte er später sowohl den Militär- als auch den Zivildienst kennen, wobei die Pflege oft dementer Senioren sein Interesse an demographischen Zusammenhängen stärkte. Vor einem dazu passenden Studium folgte aber noch ein Zwischenspiel am Wiener Volkstheater, erst als Komparse, dann in einer Rolle als burgundischer Ritter Chatillon in Schillers „Jungfrau von Orleans“. Das Schauspielen gab er aber schnell auf, weil der Wettbewerb hinter den Kulissen mehr von Intrigen statt Leistungen geprägt war, fast passend zu Chatillons letzten Worten: „Hier seh ich einen, dessen Gegenwart den ersten Gruß vergiften könnte.“ Für die digitale Welt war es jedenfalls ein Glücksfall.

Einem Studium der Sozialwissenschaften in Wien folgte eine akademische Laufbahn, die er später in Berlin fortsetzte, bevor er dem Ruf des Statistikamts Österreichs folgte, dessen Migrationsdaten er in seiner Arbeit immer kritisiert hatte. Der junge Kritiker solle mal zeigen, ob er es besser könne – die Österreicher nahmen es sportlich. In zwei Jahren schuf er das seinerzeit weltweit modernste Bevölkerungs- und Migrationsregister. Es war gleichzeitig sein Aufbruch in die digitale Welt. Der Magistrat in Wien holte sich den Pionier an Bord und zog dank der Neustrukturierung der Bevölkerungsdaten unter seiner Regie an Hamburg vorbei und wurde zweitgrößte Stadt im deutschen Sprachraum. Im Rathaus zog man den klugen Kopf prompt zum Kernteam für die Digitalisierung hinzu – so wurde er Teil einer Erfolgsgeschichte, die Wien weltweit zur führenden Smart City machte. Ein unverhoffter Zufall machte ihn quasi nebenher zum Schlossherren. Der detailversessene Datenoptimierer wurde auf Wohnanschriften im Schloss Schönbrunn aufmerksam, der Residenz einstiger Könige und Kaiser und eines der barocken Wiener Wahrzeichen. Er bewarb sich um eine der raren Adressen – und zog wenige Jahre später tatsächlich in eine Wohnung im Schloss ein. Es muss schon eine große Liebe sein, für die ein Wiener dieses Privileg aufgibt.

Er fand sie im goldenen Prag, das Paris längst den Rang als Stadt der Liebe abgelaufen hat. Auf der Karlsbrücke fasste er sich – einem burgundischen Ritter gleich – ein Herz, sprach eine wunderschöne Frau an und eroberte das Herz jener Pücklerstädterin. Fast fünf Jahre pendelten sie zwischen ihren Wohnorten in Berlin und Wien, der Liebe folgte ein Kind, und die beiden Kosmopoliten wollten als kleine Familie endlich zur Ruhe kommen. Sie schlossen einen Deal: Jeder bewirbt sich in der Stadt des anderen und sie bauen ihr Nest genau dort, wo der erste lukrative Job zugesagt wird. Es wurde weder Berlin noch Wien – sondern die kleine Pücklerstadt, in der zufällig ein Visionär für eine IT-Strategie gesucht wurde. Binnen zwei Jahren machte Gustav Lebhart aus einem Konzept einen Wettbewerbsbeitrag, mit dem er schließlich 15 Mio. Euro für die digitale Pücklerstadt an Land zog. Eines der fünf besten Konzepte im gesamten Wettbewerb wird Cottbus nun von Platz 27 unter den Smart Citys in Deutschland in eine neue digitale Zukunft entwickeln, inzwischen klopfen selbst die Potsdamer an die Tür und schauen respektvoll herüber, zum Datenzauber an der Spree.

Die Rückkehr in die Beschaulichkeit ist dem einstigen Schlossherrn inzwischen Balsam für die Seele. Dem Cottbuser Kaffee einer kleinen Rösterei bescheinigt er Wiener Klasse, nur ein Kaffeehaus mit kleinen Marmortischchen, in denen bei einem Café Melange die Zeit stehen bleibt, das fehlt ihm noch. Dafür brachte seine Frau den barockverliebten Österreicher gleich am ersten Tag in Pücklers Reich nach Branitz – und tatsächlich findet er seitdem zwischen Schloss und Pyramiden sein kleines Wien. Pücklers verrückte Welt fasziniert ihn, hier fühlt er sich dem Querdenker und Weltbürger, der aus Sand verrückte Landschaften zauberte, auf geheimnisvolle Weise verbunden. In diesen Momenten kann er der Schönheit analoger Unergründlichkeit sogar den Vorzug vor der Welt der Algorithmen geben.

www.cottbus.de/wirtschaft/digitalestadt 

Einfach teilen: