Vietnams Küche am schönsten Tisch der Lausitz

Vietnams Küche am schönsten Tisch der Lausitz

Wie Thi Thu Nguyen zum Studium in die Pücklerstadt kam, sich in die Mittelstadt verliebte, ihren Freund Trung aus Vietnam „importierte“ und beide neben einer der besten vietnamesischen Küchen der Stadt nun auch einzigartiges Design servieren.

Den schönsten Tisch der Lausitz gibt es weder in einem noblen Möbelgeschäft noch in einem herrschaftlichen Schloss – er steht derzeit in einem vietnamesischen Restaurant in der Cottbuser Stadtmitte. Ein umtriebiges Pärchen serviert hier neben Gastlichkeit auch einzigartiges Design mit Durchblick – und ein Zusammenspiel, das doch sehr an unsere ostdeutsche Mentalität erinnert.
Aufgewachsen sind Thu und Trung in der ländlichen Provinz nahe Hanoi. Schon in der vierten Klasse – mit gerade einmal zehn Jahren – fanden sie, was andere ein ganzes Leben suchen: eine Seelenverwandtschaft. Aus kindlicher Freundschaft wurde eine Verbindung, die nun schon 26 Jahre hält. Sie überdauerte auch ihr Studium, das sie nach Deutschland führte, während er in
Vietnam zum Bauingenieur studierte. Sie hatte auch Zusagen von Universitäten im Westen, wollte aber lieber in eine überschaubare Mittelstadt. So absolvierte sie in Cottbus ihren Bachelor in BWL und jobbte nebenher bei einer Firma für Import- und Export und auch viel in den Gastronomien der Stadt.
Gleich nach dem Studienabschluss ging es für eine kurze Zeit zurück nach Vietnam, wo beide heirateten. Es sollte noch drei Jahre dauern, bis der Familiennachzug die beiden in Cottbus wieder vereinte. Die ganze Kraft floss dann in den ersten Lebenstraum.
Gleich im Jahr ihrer „Wiedervereinigung“ übernahmen sie ein Restaurant mit vietnamesischer Küche und krempelten sowohl das Innenleben als auch die Karte ordentlich um. Er sorgte für ein natürlich-verspieltes Ambiente samt riesigem Wandbild aus Moos und einer kleinen Hängebrücke aus Holz unter der Decke, sie richtete die Küche neu aus. Seitdem wird täglich abends nur vier Stunden von 17 bis 21 Uhr und am Wochenende zusätzlich mittags geöffnet. „Lieber klein und fein“ lautet das Motto, die Gäste kommen und Genießer sollten lieber einen Tisch reservieren. Der Name des Restaurants passt: Ngon Ngon bedeutet soviel wie Lecker, lecker!
Neben dem Restaurant gewann ein Hobby immer mehr Raum, das sie schon in jungen Jahren in Vietnam teilten. Beide lieben seit jeher Kunst und Design aus Holz. Und beide faszinieren amerikanische River-Table, bei denen zwei Holzbohlen durch einen mittigen „Fluss“ aus Epoxidharz verbunden werden. Sie wollten aber mehr daraus machen, die Tische mit filigraner Kunst und Handmalerei aufwerten. Eine kleine Werkstatt im Hinterhaus wurde immer mehr zur Experimentierstube. Fast fünf Jahre feilte Trung am perfekten Verfahren, nun wird selbst bei großen Möbeln das Innenleben im Epoxidharz, seine Struktur, die Verbindung mit dem Holz und die Oberfläche zu einem vollendeten Unikat. Kunst und Handwerk stecken hier im Detail, das Material verzeiht keinen Fehler. Seit 2021 verkaufen sie ihre Kunst unter der Marke „Epomo-Design“ – der Name steht für Epoxidharz und Moos, das sich im Innenleben vieler Möbel wiederfindet. Korrespondierend zu den individuellen Möbeln werden auch gern Wandbilder aus den gleichen Materialien bestellt.
In den charakterstarken Holzbohlen mit schöner Maserung, Rissen oder Astlöchern wird das Leben spürbar. Meist verwenden sie Eiche oder Oliven, niemals Exoten – das Holz kommt stets aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Das Epoxidharz wiederum kann glasklar und glanzpoliert oder mit Milchglas-Effekt und etwas angerauter Oberfläche daherkommen. Das Alleinstellungsmerkmal ist aber die filigrane Kunst, die sich im Epoxidharz abspielen kann – bis hin zum simulierten Koiteich. Jeder Tisch ist ein Unikat und wird auch nicht kopiert. Das Interesse ist groß, Epomo-Tische stehen in Cottbus, Berlin und immer mehr Orten in Westdeutschland. Einige Ausstellungsstücke kann man sich im Restaurant anschauen, viele Bilder von ihnen kursieren schon in sozialen Medien.
In der Pücklerstadt fühlen sich beide wohl und passen zur ostdeutschen Mentalität. Sie ist die starke Frau im Haus, das Leben gestalten sie gemeinsam. Den grünen Fürsten mag die ganze Familie, ihren fünfjährigen Sohn inklusive, schon wegen seines gestalterischen Talents und der verrückten Pyramiden. Und Pückler hätte Thu und Trung sicher auch gemocht – und sich einen Tisch mit einem Innenleben aus blauen Blumen und Ananas ins Schloss gestellt.

www.epomodesign.de 

Foto: Thu und Trung vor einem kleinen Meisterwerk – einem beeindruckenden Design-Tisch aus Holz und Epoxidharz mit Koi-Schwarm im Innenleben. Fotografin: Katrin Löder

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