Im Galopp mit weißen Hirschen
Foto: codiarts

Im Galopp mit weißen Hirschen

Wie Fürst Pückler in Berlin mit einer Hirschkutsche für Aufsehen sorgte – und von einem Ausritt die Liebe seines Lebens heimbrachte, die in der Pücklerstadt ihr Zuhause fand.

Nach seiner Rückkehr aus England im April 1815 hält sich Pückler öfters in der preußischen Hauptstadt auf. Durch auffällige Kleidung, tollkühne Reiterkunststücke und allerlei Einfälle macht er von sich reden. So fährt er nach zeitgenössischen Berichten u. a. mit einer Kutsche, gezogen von gezähmten Hirschen, man spricht sogar von weißen Tieren, durch Berlin. Waren es vielleicht nicht doch bloß Rentiere, denn es ist bekannt, dass sich Hirsche nicht als Gespanntiere eignen? Aber bei Pückler scheint vieles möglich, auch wenn es im ersten Moment verrückt klingt. Wenn Pückler seinerzeit mit diesem Gespann „Unter den Linden“ auftaucht, um anschließend in der Konditorei Kranzler einzukehren, erregt er die Aufmerksamkeit sowohl des feinen als auch des ordinären Publikums. Während ihn die Berliner Gassenjungen mit Pferdeäpfeln bewerfen, reagiert die feine Gesellschaft gelassen, naserümpfend oder bewundernd. Alsbald nennt man ihn „Graf Hirsch“.

Man erzählt sich auch, dass Fürst Pückler mit seiner Kutsche samt der weißen Hirsche, es waren mindestens vier, vielleicht sogar sechs, in Berlin um seine zukünftige Frau, Lucie von Pappenheim, geborene von Hardenberg, warb. Er soll sie dort nach einer Ankunft mit seiner imposanten Kutsche auch gefreit haben – kurze Zeit später fand die Heirat statt.

Der verrückte Fürst Pückler bleibt auch bei dieser Geschichte seinem Motto treu: „Bei mir heißt es nicht: Was werden die Leute davon sagen? Sondern: Werden auch die Leute etwas davon sagen?“ Jene Lucie wurde jedenfalls in der Pücklerstadt zur grünen Fürstin, deren Vermögen er für seine Parklandschaften, seine Weltreisen und das ein oder andere Spektakel aufbrauchte. Er nannte sie seine Schnucke, auch wenn sie kraftvoll, ihrer Zeit weit voraus, emanzipiert und die starke Frau an seiner Seite war. Sie ruht noch heute in der Seepyramide im Park Branitz an seiner Seite.

Der tolle Pückler

Der „tolle Pückler“ ist ein geflügeltes Wort, schon zu Lebzeiten des Fürsten Pückler. Er ist ein Mann voller Energie und Entschlusskraft, ein Mann der Tat zugleich, ein Fantast und Träumer, kurz ein intelligenter Kopf. Dies alles macht ihn zu einer einzigartigen und unglaublichen Figur seiner Zeit, deren Geschichte bis heute nachklingt. Nachzulesen ist sie im Buch „Der tolle Pückler“ von Hans-Hermann Krönert, erschienen im Regia-Verlag.

Einfach teilen: