Eine Ananaszucht in Cottbus?
Foto: Foto Goethe

Eine Ananaszucht in Cottbus?

Wie Fürst Pückler die Königin der Früchte kultivierte und mit der seinerzeit wertvollen und seltenen Frucht so manche von ihm angebetete Dame beeinruckte.

Eine Ananaszucht in Bad Muskau oder am sandigen Cottbuser Stadtrand? Geht denn das? Es geht und es ist keine fabulierte Münchhausen-Geschichte, sondern ganz passend zum Hausherrn beider Parkareale, dem schillernden Fürsten Hermann Pückler-Muskau, eine belegte Historie, ganz fürstlich und wahrhaft königlich.
Der reiselustige Gourmet und Parkgestalter, Dandy und Namensgeber eines Eises, Fürst Hermann von Pückler-Muskau, war ein Liebhaber der Ananas. Die Königin der Früchte kam bei ihm nicht nur als Dessert, Bowle oder Eis auf den Tisch. Er verschenkte die damals noch wertvolle und seltene Frucht auch gern an die von ihm angebeteten Damen – wohlgemerkt aus seiner eigenen Ananaszucht. Mit den besten Grüßen Pücklers gingen die Früchte u. a. an die Preußische Kronprinzessin und spätere Kaiserin Augusta. Nach Pücklers Plänen sollte die Ananasproduktion auf eine Jahresmenge von bis zu 3.000 Stück entwickelt werden. Dazu kam es zwar nicht, aber die Liebe zur Frucht blieb und so wurde sie nicht nur in Bad Muskau, sondern auch später in den Gewächshäusern vom Schloss Branitz am Cottbuser Stadtrand gezüchtet. Dort wurde die Ananas in der Historischen Schlossgärtnerei in einem Gebäudeensemble bestehend aus Blauem Haus, Kuppelhaus (Heizhaus) und Großem Ananashaus angebaut. Ein Teil des Ensembles trägt wegen der blau schimmernden Verglasung die Farbe im Namen. Auf dem Kuppelhaus des Ensembles kündet eine große, goldene Ananas von der exotischen Historie dieses Ortes. Sie wurde im vergangenen Jahr neu vergoldet. In diesem Jahr werden auch das Blaue Haus und das Große Ananashaus saniert. Sie sollen künftig nicht nur zur Überwinterung und Aufzucht von Pflanzen für die Parkanlagen dienen, sondern auch für stilvolle Veranstaltungen. Dieser Gedanke hätte Pückler sicher gefallen, eint er doch die schönen Seiten des Lebens.

„Die Ananas bringe mit ... und eine kleinere aber anständige muß Madam ... bekommen, mit meinem Dank an ihren Gemal.“
Hermann Fürst zu Pückler-Muskau
Brief an seinen Obergärtner Billy Masser, 1865

Die königliche Frucht fand schon zu Kolumbus Zeiten ihren Weg aus Südamerika nach Europa. Die Ananas wurde wegen ihrer besonderen Süße geschätzt und war ein beliebtes Motiv von Kunst bis Kitsch in fast allen Epochen. In Bad Muskau wurde Pücklers Ananaszucht übrigens vor einigen Jahren neu belebt. Heute erhält man dort Ananas-Konfitüre „made in Lausitz“ – und über eine Kooperation mit der Sächsischen Spirituosenmanufaktur gibt es sogar einen echten Lausitzer Ananaslikör. Letzterer ist in der 35 cl-Flasche für 40 Euro bestellbar unter www.saechsische-spirituosenmanufaktur.de.

Das „Blaue Haus“ samt goldener Ananas

In der Historischen Schlossgärtnerei im Norden des Branitzer Parks steht das alte Gewächshaus, das einst Pücklers Ananaszucht beherbergte. Davon kündet noch heute die blattvergoldete Ananas auf der Kuppel des Gewächshauses. Das aufgrund seiner gefärbten Scheiben als „Blaues Haus“ bezeichnete Gebäude wird in diesem Jahr saniert. In der Historischen Schlossgärtnerei sind übrigens auch Pücklers berühmte Pflanzwagen zu besichtigen – und hier legt auch der Gondoliere zu seinen Kahnfahrten in den Pyramidensee ab.

www.pueckler-museum.de

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