Ein Bestseller, den selbst Goethe lobte
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Ein Bestseller, den selbst Goethe lobte

Wie Fürst Pückler ein Buch in vier Bänden schrieb, das als Geschenk der Queen an Bundespräsidenten Gauck schließlich in einer besonderen Version zurück in die Pücklerstadt fand.

In den Jahren 1826 bis 1829 unternahm Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785−1871) seine zweite Englandreise. Der Zweck seiner Reise war eigentlich die Suche nach einer reichen „Surrogatfrau“, deren möglichst große Mitgift die Standesherrschaft Muskau retten sollte, die durch die Schulden des Callenberger Großvaters stark belastet war. Dieses „Geschäft“ betrieb Pückler nur sehr halbherzig, so dass die Brautschau trotz aller unbequemen Unternehmungen und Anstrengungen erfolglos blieb. Doch die Englandreise brachte ganz andere Früchte.

Im Ergebnis seiner Tour durch Deutschland, Holland, England, Irland und Wales lag eine umfängliche Sammlung an Briefen vor, die er während dieser Reise an seine geschiedene Frau, Fürstin Lucie von Pückler-Muskau (1776−1854), geschrieben hatte. Sie waren ursprünglich nicht für die Veröffentlichung vorgesehen. Erst die Bearbeitung durch Karl August Varnhagen von Ense (1785−1858) machte sie der Öffentlichkeit zugänglich. Nur wenig bearbeitet wurden sie in Buchform herausgegeben. Das Buch „Briefe eines Verstorbenen“ wurde zu einem unglaublichen Erfolg. Die Briefe rufen sowohl euphorische Zustimmung und Begeisterung als auch heftige Ablehnung hervor. Besonders die sehr wohlwollende Goethe-Rezension beförderte die Verbreitung des Werkes. Goethe lobte die Briefe als „ein für Deutschlands Literatur bedeutendes Werk“ – verfasst von „einem vorzüglichen Mann, in seinen besten Jahren, in einem höheren Stande geboren, der sich offenbar mühte, Schmied seines eigenen Glücks zu sein“.

Pücklers „Briefe“ sind eine pointierte Widerspieglung der englischen Gesellschaft in ihrer ganzen Breite in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Buch erschien auch in Übersetzungen in Großbritannien, Frankreich, Schweden, den Niederlanden und in den USA und wird zum internationalen Bestseller und – glaubt man manchen Quellen – zum meistgelesenen Buch seiner Zeit.

Die heute im Schloss Branitz vorliegende Ausgabe der „Briefe eines Verstorbenen“, die in der königlichen Buchbinderei neu eingebunden worden ist, ist ein Staatsgeschenk der britischen Königin Elizabeth II. an den Bundespräsidenten Joachim Gauck. Sie überreichte ihm das Buch anlässlich ihres Besuches in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2015. Seit September 2016 ist die vorliegende Ausgabe als Leihgabe des Bundespräsidenten (Bundespräsidialamtes) im Schloss Branitz zu sehen. Sie ist Bestandteil der ständigen Ausstellung im Schloss Branitz.

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