Der Herr der lichten Ringe

Der Herr der lichten Ringe

Wie Stefan Restemeier zuerst einen Kulturschock überwinden musste, Wie Stefan Restemeier zuerst einen Kulturschock überwinden musste, um schließlich zum Licht zu finden und den einen Ring in alle Welt zu tragen.

Ein Ring, sie alle zu erleuchten – das könnte die Inschrift jener Leuchte sein, die als Botschafter der Pücklerstadt inzwischen weltweit für erhellende Momente sorgt. Sie stammt aus der kleinen innovativen Lichtmanufaktur leuchtstoff und begann vor einem Vierteljahrhundert mit einer wahren Mondlandung.   

Es war 1994, als Stefan Restemeier seiner Familie mit 16 Jahren aus Bielefeld in die Heimat der Ahnen folgte. Am liebsten hätte er sofort wieder reißaus genommen. Jene hatten ihre Wurzeln im verschlafenen Drebkau, eine kleine Radtour von der Pücklerstadt entfernt. 1994 fühlte er sich wie am Ende der Welt. Mit halblangen Haaren, einer 501 von Levis und einer Chevignon-Jacke stieß er bei seinen Aktenkoffer-bewehrten Mitschülern in Witboy-Jeans und Bomberjacke auf wenig Gegenliebe. Bei den Mädchen kam der Exot aus dem Westen da schon besser an, zumal seine Honda MTX einfach lauter knatterte als die Simson der Einheimischen.

Vielleicht war es dieser Kontrast in der Fremde, der ihn schnell selbständig machte. Der Schule folgte eine Ausbildung zum Industriemechaniker samt Fachabitur – und als Ende der 1990er-Jahre viele Lausitzer ohne Arbeit „alten Zeiten“ nachtrauerten, schuf er sich als Grabungshelfer in der Archäologie und auf Montage an fernen Bahngleisen seine finanzielle Basis. Genau in dieser Zeit warf eine Leidenschaft zum ersten Mal einen Lichtschein in sein Leben, dem er bis heute folgt. Mit einer Vorliebe für Design fand er für die erste eigene Wohnung nicht das passende Interieur und baute sich kurzerhand selbst Möbel, designte seine erste Lampe. Es folgten Aufträge von Freunden, Geburtstagsgeschenke und ein Studium der Architektur. Das war im Jahr 2003, als er zur Studienfinanzierung auch gleich in seine Selbständigkeit startete. Man könnte sagen, dass sein Licht ihm schon damals den Weg durchs Leben wies. Jahr für Jahr wurden es mehr Aufträge – und als er 2008 seinen Master of Arts mit einer passablen 1,7 in der Tasche hatte, gründete er sofort sein eigenes Unternehmen. Am Anfang standen noch Aufträge für Inneneinrichtungen, so zimmerte er das Rückbuffet in den seinerzeit angesagtesten Club der Stadt, das Sound. Sehr schnell wurde das Label „leuchtstoff“ dann aber zur Heimat einer Markenfamilie lichter Designprodukte – und ist das bis heute. Von Anbeginn zählte Stefan Restemeier zu den Pionieren im Design von LED-Leuchten, die innovative technische Lösungen mit einer anspruchsvollen Formgebung verbinden. Fantasievolle Wand- und Standleuchten wie „Kreisi“, „Schilf“ oder „Blume“ waren die ersten Entwicklungen, es folgten Lichtkonzepte bis hin zu Installationen im öffentlichen Raum oder in Stores. Luxus-Designer Philipp Plein vertraute leuchtstoff die Lichtkonzepte für seine Stores in Düsseldorf, Kitzbühl, Cannes, Kabul und New York an. Genau in diese Phase fiel die perfekte Idee. Ein Leuchte mit einer perfekten, zeitlosen Form, die bis heute der Bestseller im leuchtstoff-Repertoire ist: Der lichte Ring „The O“. Was für Pückler die Pyramiden, wurde für sein leuchtstoff-Label schließlich der Ring, der seit jeher als vollkommene Form gilt. Seit 2014 verfeinert er die Modelle, die filigraner werden, von Lichtberechnungen und sogar einer Bachelor-Arbeit durch die Lausitzer Universität begleitet wurden – und von denen heute weit über 1.000 Exemplare vorwiegend im Ausland leuchten, bei Sennheiser in San Francisco, in Douglas-Filialen oder Schweizer Museen. Die qualitätsverliebten Schweizer sind inzwischen fast seine unternehmerische Wahlheimat, eine Bank der Eidgenossen lässt durch leuchtstoff eine spezielle Leuchte als Bestandteil des Corporate Design fertigen. TheX als lichtgewordenes Hexagon bescherte ihm 2019 einen Designpreis, ein topaktuelles Konzept ermöglicht als laufende Linie den modularen Aufbau zur Raumstruktur passender, feiner Lichtlinien. Im Hinterkopf schlummern weitere Ideen, die meist im kleinen Designbüro mit Blick direkt aufs Staatstheater und den Schillerpark geboren werden. Ideen, die dann in der Lichtmanufaktur am Rand der Pücklerstadt Gestalt annehmen, wo inzwischen diverse Mitarbeiter anpacken. Diese Liebe zum Design und zur perfekten Form hätte Fürst Pückler sicher ebenso zugesagt wie der Ausbruch aus dem Gewöhnlichen von Jugend an. Hier schließt sich der Kreis – oder der lichte Ring.
www.leuchtstoff.de 

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