Das unbekannte Erbe eines Sportsmen
Foto: Marcel Schulz

Das unbekannte Erbe eines Sportsmen

Wie Fürst Pückler das Wort „Sport“ in den deutschen Sprachgebrauch einführte, sich selbst als Sports- und Gentleman seiner Zeit verstand und es ihn darüber in den Orient verschlug.

Fürst Pückler legte stets großen Wert auf körperliche Regsamkeit, deren positive Wirkung für Körper und Seele er schätzte. Er erklomm hohe Berge, wanderte gern in der Natur, war ein guter Fechter, Tänzer, und Schütze – und ein ebenso versierter Reiter. Im Gegensatz zu manch anderen verschloss sich Pückler nicht den gesundheitsfördernden Werten des Turnens. Er selbst besuchte im Dezember 1828 die gymnastische Akademie. Den Nutzen der körperlichen Betätigung beschrieb Pückler so: „Es kräftigt die Natur so sehr und verschafft dem Körper solche Gewandtheit, daß man dadurch seine Existenz wahrhaft verdoppelt und verdreifacht.“

„Fortwährende Bewegung, ohne Übermüdung, erhält den Körper gesund und die stete Veränderung in schöner freier Natur hat dieselbe stärkende Wirkung auf den Geist.“
Hermann Fürst zu Pückler-Muskau, Tutti Frutti, 1834

In einem seiner Briefe schreibt Pückler um 1830 von seinen Reisen in England zum ersten Mal über Sportsmen, die seinerzeit begrifflich dem heutigen Verständnis von Gentleman nahekommen. In einer Fußnote eines Berichts erklärt Pückler das Wort Sport: „Sportsman, sport ist ebenso unübersetzbar wie Gentleman; es heißt keineswegs bloß Jäger, sondern einen Mann, der alle Vergnügungen dieser Art, oder auch nur mehrere davon, mit Leidenschaft und Geschick treibt. Boxen, Pferderennen, Entenschießen, Fuchshetzen, Hahnenkämpfe etc., alles ist Sport.“ Die Einführung des Wortes „Sport“ in den deutschen Sprachgebrauch wird heute Pückler zugeschrieben. (Recherchen von Dipl.-Historiker Christian Friedrich und Dipl.-Historiker Volkmar Herold, Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz, Cottbus 2005/2006).

Als Sportsmen und Ehrenmann seiner Zeit haben selbst Duelle auf Leben und Tod für Fürst Pückler zum Sport im weitesten Sinne gehört. Insgesamt hatte der Fürst in seinem Leben vier Duelle auf Pistole und acht Duelle auf Säbel. Er hat sie nicht gesucht, sie waren ihm aber angenehme Aufregungen. Ein Duell wurde der Nachwelt bekannt. Ein Oberst Kurssel fühlte sich wegen gewisser Ähnlichkeiten in einer Räubergeschichte von Pückler entehrt, sodass es trotz aller Schlichtungsversuche am 9. September 1834 zum Pistolenduell bei Verviers kam. Das Duell kostete Pückler das Schiff nach Amerika, weshalb er nie die „neue Welt“ sah. Kurzentschlossen änderte er seine Reisepläne und brach in den Orient auf, dessen exotischer Einfluss im Branitzer Paradies am Rande der Pücklerstadt deutliche Spuren hinterlassen hat.

„... alles ist anders als an anderen Orten, phantastisch, überraschend, märchenhaft ...“
Das Branitzer Schloss erlaubt in seiner Dauerausstellung einen persönlichen Blick auf den extravaganten Kosmopoliten und seinen Alltag. In den historischen Räumen wie Musikzimmer, Schlafzimmer und den besonderen Orienträumen blieb sein Esprit lebendig, sind seine Visionen, seine Lebenslust vernehmbar.

Öffnungszeiten Schloss
01.11.18 - 31.03.19: Di–So 11–16 Uhr
24.12. geschlossen
01.04.19 - 31.10.19: täglich 10–18 Uhr

www.pueckler-museum.de

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