Pücklers Meisterwerk

Pücklers Meisterwerk

Es ist wohl den Überredungskünsten seiner großen Liebe Lucie zu verdanken, dass Fürst Pückler mit knapp 60 Jahren im alten Familiensitz Branitz noch einmal die Leidenschaft für sein letztes Meisterwerk findet. Mit knapp 60 Jahren musste er zuvor seine weitläufigen Parklandschaften in Bad Muskau verkaufen, in denen er das Vermögen seiner Frau und sein eigenes erschöpft hatte. Branitz ist ihm mehr Last als Lust und er hätte es für sein geliebtes Muskau längst verkauft, hätten seine klugen Vorfahren nicht in Verträgen die Unverkäuflichkeit der Majoratsherrschaft geregelt. 

Fürstin Lucie fühlt sich dem Branitzer Erbe viel mehr verpflichtet, das Generationen von Pücklers beherbergt hatte – und so lässt sich der sechzigjährige Lebemann von seiner siebzigjährigen Muse überzeugen, erneut einen Landschaftsgarten anzulegen. Was Pückler in den letzten 25 Jahren seines Lebens dann in den Branitzer Sand malt, versammelt die ganze Genialität des kreativsten Landschaftsgestalters seiner Epoche.

Als Ende Mitte der 1840er-Jahre die ersten Arbeiten im Park Form annehmen, wird nur einen Spaziergang vom Park entfernt das urbane Cottbus von der Hochindustrialisierung erfasst. Tuchfabriken und Schlote schießen aus dem Boden, es ist die Wiege der Cottbuser Textilindustrie. Vielleicht macht sich Pückler auch deshalb lieber auf den Weg nach Italien, während er seiner daheimgebliebenen Lucie Briefe schreibt, sie als „Sandwurm“, „Branitzka“ und „Wüstiana“ liebevoll verspottet. Doch schließlich fängt das Herz des Gartenkünstlers noch einmal Feuer. Er plant sein Branitz als eine große Verführung. Was er in England erlernt und in Muskau erprobt hat, führt er in Branitz zur Perfektion. 

Geschickt weitet er den Park, indem er ihn in die umliegende Landschaft fließen lässt. Besucher werden auf kunstvollen Pfaden erst durch den Außenpark und dann durch den Innenpark geführt, wobei sich das rosafarbene Schloss in einem Spiel aus Sichtachsen und Bepflanzungen immer wieder in Teilen offenbart, nur um gleich wieder dem Blick zu entschwinden, sich geheimnisvoll gibt und fast zum Scheinriesen avanciert. Der Pleasureground rund ums Schloss wird zum detailverliebten Herzstück mit farbenfrohen Blumenbeeten, allerlei Skulpturen und einem Paradies aus Früchten und Obst. Für den Umbau der Terrasse schickt Gottfried Semper seinen Schüler Adolf Hohlfeldt nach Branitz.

Das eigentliche Meisterwerk findet aber im Grünen statt. Pückler lässt aus dem Umland große, einheimische Bäume in seinen Park bringen – mit einer feinsinnigen Abstimmung auf Laubfärbung und Wuchshöhe. Vom Schloss führen Wege und Wasserläufe zum Tumulus, dem Wahrzeichen der Parklandschaft. Von dort weitet sich der Blick zu den Fabrikschloten und den Kirchtürmen von Cottbus. Der Tumulus – Pücklers Begräbnisstätte – ist der Höhepunkt seiner weit über den Tod hinaus wirkenden Selbstinszenierung. 

In die kunstvoll gestaltete Schönheit dieses Gartenparadieses ist eine tiefe Symbolik verwoben. Sie drängt sich nicht auf, aber ihre Entschlüsselung bereichert den Genuss von Pücklers Werk. Im Schloss als Zentrum und Herz der Anlage gedenkt der Fürst der Liebe als Antriebsfeder allen Lebens. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, von Ost nach West, von der Parkschmiede bis zum Tumulus spannt sich ein Weg der Erkenntnis, den man in diesem Park durchlaufen kann. Noch mehr Einsichten gewinnt man im Branitzer Schloss, das Objekte der Alltagskultur, Dokumente und Bücher des Fürstenpaares zeigt.

Park und Schloss Branitz
Robinienweg 5, 03042 Cottbus
Tel.: 0355 75150

Der Park ist ganzjährig geöffnet.
Öffnungszeiten des Schlosses /
Fürst-Pückler-Museum: Sommersaison
1. April – 31. Oktober, täglich,
außer Dienstag, 11 – 18 Uhr;
Wintersaison 1. November – 2. Januar, täglich, außer Dienstag, 11 – 17 Uhr

www.pueckler-museum.de 

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