Von einem Russen, der auf die Mission zum Lebensretter geht

Von einem Russen, der auf die Mission zum Lebensretter geht

Oder wie Valeriy Gorshkov vom Arzt zum Unternehmer, der Osten Deutschlands mit Kindheitserinnungen und wirtschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten zur zweiten Heimat wird und die Idee zum Drohnenbau in innovativen Motoren und rotierenden Lebensrettern mündet.

Und es gibt sie doch: weltoffene Russen, die das Herz am richtigen Fleck haben. Valeriy Gorshkov hat zudem eine Vision, die zu vielen Entwicklungen in der Pücklerstadt und der Lausitz passt. Seine Geschäftsidee könnte ihn mit einem Blick auf die Krisen in der Welt auch zum Lebensretter machen.

Geboren wurde Valeriy in Smolensk, rund 50 Kilometer hinter der heutigen weissrussischen Grenze, als Kind einer Arztfamilie. 1985 geboren, verbrachte er sechs Jahre seiner Kindheit rund um die Wendewirren im Osten Deutschlands, wurde auf Wunsch seiner Eltern Arzt, entdeckte als junger Klinikleiter aber seine Vorliebe für die Wirtschaft. Einem Management-Studium folgte der Einstieg in die Luftfahrtindustrie. Aus der Freundschaft zu einem Designer und gemeinsamen Ideen entstand das Unternehmen „Vira Drones“, das beide 2018 gründeten und 2020 komplett nach Deutschland umzogen. Inzwischen wurde eine Repräsentanz in der Schweiz eröffnet, 2021 stieg ein strategischer Investor aus den USA ein – und nun hat das Start-up auf dem Weg zu einem weltweit bekannten Drohnenhersteller ausgerechnet in Cottbus seinen Firmensitz aufgeschlagen.

Hierher führten Valeriy Gorshkov zwei Bezüge. Einerseits sind es gute Erinnerungen an seine Kindheit im Osten Deutschlands. Vor allem waren es aber Kooperationspartner für Entwicklungen in seinem jungen Unternehmen Vira Drones. Das arbeitet an fliegenden Plattformen mit Rotoren, ursprünglich vor allem für logistische Zwecke gedacht. Die Frachtdrohnen haben vorwiegend im Schwertransport den Vorteil, dass sie bis zu einer Tonne Nutzlast über Entfernungen bis zu 500 km Luftweg und eine Flugdauer von rund vier Stunden bewegen können, ohne tanken zu müssen. Hier arbeitet er auch an innovativen Wasserstofftechnologien. Erste Etwicklungen brachten ihn mit der Cottbuser Firma Wankel Supertec zusammen, die einst von Prof. Ernst Sigmund gegründet wurde, viele Patente um den Wankel Motor hält und experimentelle Motorentechnik entwickelt. Für Vira Drones hat die Technik schlussendlich nicht gepasst, weshalb er Motoren inzwischen in Eigenentwicklung zur Marktreife gebracht hat – die enge Zusammenarbeit mit Wankel Supertec und der Cottbuser Universität öffnete aber das Unternehmerherz für die Stadt. Völlig überrascht wurde er dann aber doch von der Willkommenskultur. Aus einem Gespräch über einen evtl. Firmenstandort in Cottbus wurde durch die unkomplizierte Unterstützung der IHK Cottbus mit dem damals noch existierenden Russian Desk und der Cottbuser Entwicklungsgesellschaft EGC binnen eines Monats eine Registrierung im Handelsregister. Cottbus ist heute Hauptstandort von Vira Drones, der private Umzug von Valeriy Gorshkov ist für die kommenden Jahre vorgesehen. Das Geschäft läuft währenddessen gut an. Seine Motoren in Eigenentwicklung hat er im Sommer 2022 erstmals präsentiert und bereits erste Bestellungen aus der Schweiz bedient. Fünf Arbeitsplätze sind entstanden – nun soll die Motorenproduktion schnellstmöglich in Cottbus angesiedelt werden. Das eigentliche Herzstück des Unternehmens soll künftig aber in der Produktion von Frachtdrohnen mit komplexer Technik liegen – und auch die sollen in Cottbus entstehen.

Mit einem Blick in die Ukraine und auf die zunehmenden Katastrophen unserer Zeit kam dem Unternehmer dabei ein neuer Gedanke. Der Krieg macht ihn aufgrund familiärer und unternehmerischer Verbindungen sowohl nach Russland als auch in die Ukraine persönlich sehr betroffen. Einen Mitarbeiter konnte er nach Ausbruch des Kriegs nicht mehr aus dem Land herausholen, er fehlt ihm sowohl menschlich als auch unternehmerisch. Für Vira Drones entstand daraus die Idee, die fliegenden Plattformen auch auf Rettungseinsätze auszurichten – beispielsweise bei brennenden Hochhäusern über den dann möglichen Anflug an Fenster auch in großen Höhen. Wer weiß, vielleicht schafft Valeriy Gorshkov auch eine innovative Lösung für künftige Evakuierungen.

Jetzt stehen aber erst einmal Suche und Aufbau der Produktion an. Die Unterstützung aus der IHK Cottbus ist ungebrochen. Dabei ist es sicher von Vorteil, das mit Nataliia Ruda eine Kennerin Osteuropas zum IHK-Team zählt und auch russischen Unternehmen Brücken nach Cottbus und in die Lausitz baut. Der Aufbruch der Lausitz mit einem Drohnenprojekt am Flugplatz Neuhausen und vielen Vorhaben im Bereich der Mobilität passt bestens zu seiner Geschäftsidee, ebenso sein Interesse an Wasserstofftechnologien. So wird Cottbus zur neuen Wahlheimat – und schafft auf unvermutete Weise auch Berührungspunkte mit dem illustren Fürsten Pückler. Valeriy Gorshkov ist nämlich ein wahrer Geschichtsfan – zur Historie der letzten 2.000 Jahre kann er fast zu jeder Region der Welt etwas erzählen. Mit seiner Entscheidung für die Pücklerstadt ist er auch in ihre Geschichte abgetaucht, hat Pücklers Gartenlandschaft und sein Schloss besucht – und findet in dessen Weltoffenheit die eigene gespiegelt.

www.viradrones.com 

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