Streuselkuchen bei „Mutti“ und „Opa“
Foto: codiarts

Streuselkuchen bei „Mutti“ und „Opa“

Wie Ashfaq Ahmed Gumaan seine Heimat Pakistan verließ, in der Pücklerstadt sein Glück suchte und hier zur zweiten Familie mit „neuen“ deutschen Großeltern kam.

Sie klingt fast wie ein Märchen aus 1001 Nacht, unsere Geschichte von Ashfaq Ahmed Gumaan. Ein junger Mann, der wie Pücklers Muse Machbuba aus der orientalischen Fremde in die Pücklerstadt kam und hier sein Glück fand. Mit 17 Jahren zog er nach Abschluss der Schule in die Welt hinaus, um sich ein eigenes Leben aufzubauen. Dabei hätte er es daheim einfach gehabt, die Familie ist vermögend und im Besitz von Ländereien. Wie einst der deutsche Hans wollte er aber ausziehen, sein Glück selbst zu suchen.

Entfernte Verwandtschaft brachte ihn im Jahr 1997 in die Pücklerstadt und dort in die Welt orientalischer Gastronomie. Er arbeitete fleißig, baute sich Freundschaften und nach und nach ein eigenes Leben auf, verliebte sich in eine deutsche Frau und wurde Vater. Die Beziehung hielt nicht, dafür blühte die Liebe zu seinem ersten Kind umso mehr auf. Als das Kind von seiner Mutter abgelehnt wurde, erkämpfte er sich das Sorgerecht und wurde zum alleinerziehenden Vater. Ahmed richtete sein Leben in der Pücklerstadt auf den Spagat zwischen Gastronomie und Erziehung ein. Er wollte, dass sein Kind in seiner neuen, deutschen Heimat groß wird. Zu dieser Zeit nahm das Schicksal eine Wendung und erzählt heute eine wahre Gänsehautgeschichte. Sie begann im Sommer 2009 an einem unspektakulären Ort, einem Salon für Fußpflege. Hier kam er mit einer älteren Dame ins Gespräch, das in einem langen Austausch bei einem gemeinsamen Kaffeetrinken endete. Helga Spitzner war von dem jungen Pakistani fasziniert und nahm gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Bernhard immer häufiger Kontakt auf. Aus Gesprächen wurden Spaziergänge, dann regelmäßige Unternehmungen mit Ahmed samt Kind – schon nach kurzer Zeit wurde aus dem ungleichen Quartett eine richtige Familie. Heute verbringt Ahmeds Sohn jedes Wochenende bei den neugewonnenen Großeltern. Ahmed erzählt begeistert von „Muttis“ Streuselkuchen, während Bernhard als wichtige Bezugsperson für seinen Sohn immer „Opa“ genannt wird. Das ältere Pärchen zog extra in eine größere Wohnung, um mehr Platz für die Enkel-Besuche zu haben.

Jedes Jahr reiste Ahmed aber auch für ein paar Wochen in die alte Heimat – und nahm auf einem dieser Besuche seine „neuen“ Eltern mit nach Pakistan, wo sie von seinen leiblichen Eltern herzlich aufgenommen wurden und seitdem auch Teil seiner dortigen Familie sind. Im Jahr 2012 ermöglichten ihm Helga und Bernhard über ein Darlehen sogar sein eigenes Restaurant in der Pücklerstadt. Das Darlehen ist längst zurückgezahlt, das Restaurant läuft bestens und die deutsche Kundschaft kommt auch aus dem gesamten Umland. Den Heinrichs – einer Verlegerfamilie, die häufig zu Gast ist – ermöglichte er wie vielen deutschen Freunden einen Besuch seiner alten Heimat Pakistan. Selbst fliegt er heute nicht mehr jedes Jahr dorthin, die Pücklerstadt ist sein Zuhause. Das konnte auch ein Zwischenfall nicht verhindern, bei dem ein Ausländerfeind ihm nachts auf dem Heimweg von der Arbeit mit einem Schlagring den Kiefer zertrümmerte. In diesem Moment dachte er über einen Auszug aus der Pücklerstadt nach, erhielt aber in der Krankenhauswoche nach der Operation so viele Besuche seiner deutschen Kundschaft, die ihm zusammen mit seinen deutschen Eltern die Liebe zur neuen Heimat erhielten. In „seiner“ Berliner Straße kennt er heute fast jeden und wohnt inzwischen glücklich mit zwei Kindern und seiner Frau in der Nähe seines Restaurants. Dort bedient ein Multi-Kulti-Team mit einem Mix aus Deutschen, Pakistani, einem Ukrainer und einem Afrikaner die deutschen Gäste. Seine Frau fand er übrigens in Pakistan – und kämpfte sich für seine Liebe durch drei Gerichtsebenen, um sie in seine neue Heimat zu holen.

Ein Märchen mit Zutaten aus dem Orient, der Pücklerstadt und grenzenloser Liebe zur Familie. Die Geschichte eines Mannes, der das Leben und die Menschen liebt, der sein Schicksal in die eigenen Hände nahm und viele Menschen damit berührte. Verrückt, der Ashfaq Ahmed Gumaan, und ein starkes Stück heimatgewordene Fremde in der Pücklerstadt!

Ahmeds Restaurant: Steakhaus Amedo
Berliner Straße 111, 03046 Cottbus

geöffnet:
Mo.-Fr. 17.00-23.00 Uhr,
Sa./So./Feiertag 11.30-14.30 Uhr & 17.30-23.00 Uhr
Telefon: 03552 8864399

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www.steakhaus-amedo.de

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